Bergung der Munitionsreste in der Nord-und Ostsee

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3. Bergung der Munitionsreste in der Nord- und

Ostsee

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Munition aus dem Zweiten Weltkrieg belastet unsere Gewässer heute, sowie in dem kommenden Jahrhundert. Die Entsorgung der nichtgezündeten Bomben wurde, wie bereits zuvor erwähnt, von der Regierung beauftragten Fischern erledigt. Die Fischer jedoch haben diese Kampfmittel nicht an die vorgeschriebenen Orte in der Nord- als auch Ostsee gebracht. Sie sind lediglich außer Sichtweite gefahren, um die Ladung zu versenken. So war es ihnen möglich mehr Touren zu fahren, wodurch sie mehr Geld nach Hause bringen konnten. Dies ist der Grund, weshalb es sehr schwierig ist, die Munition ausfindig zu machen. Heute liegen ca. 300.000 t in der Ostsee und 1,4 Mio. t in der Nordsee. Regelmäßig nehmen Erdbebenmessgeräte Erosionen im Meer war. Diese kommen aber nicht von einem Erdbeben, sondern von einer explodierenden Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Auf dem Land schwankt der Fund von Blindgängern von Jahr zu Jahr, da die Baurate unterschiedlich hoch ist. In einigen Gebieten müssen Baugrundstücke vor Bebauungen auf Blindgänger untersucht werden. Im Wasser bleibt der Fundbestand relativ gleichmäßig.

Obwohl das Land und die Bundesländer über die ungefähre Lage der Munition informiert sind, stellen sie nicht das nötige Geld zur Verfügung, um die Bomben zu bergen.

 

3.1 Luftbildauswertung an Land

Abbildung 3: Der rote Pfeil zeigt Einschlaglöcher.

Verantwortlich für die Bergung der Bomben ist der Kampfmittelräumdienst. Dieser gliedert sich in 5 Abteilungen. Eine dieser Abteilungen ist die Luftbildauswertung. Hier werden Luftbilder aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mithilfe von 3D Technik und speziellen Computerprogrammen ausgewertet. Wenn die Zerstörung der Einschlaglöcher sehr groß erscheint, wird vermutet, dass diese Bombe explodiert sei. Bei kleinen Löchern, die nur die Größe einer Bombe haben, wird angenommen, dort liege ein Blindgänger. Daraufhin wird der Sondierungstrupp mit der genauen Absuche des Gebietes beauftragt. Er wiederum entfernt den Zünder oder sprengt die Bombe. Das Sprengen der Bombe ist davon abhängig welches Zündersystem vorhanden ist. Bei einem chemisch-mechanischen Langzeitzünder wird immer gesprengt, da der Entschärfende nicht wissen kann, wie weit das Aceton das Zelluloidplätchen zersetzt hat. Deshalb ist eine Entschärfung zu gefährlich. Der Aufschlagzünder ist leichter zu entfernen, weil die Nadel nur bei einem harten Aufschlag auslöst und die Bombe explodieren lässt. Die Luftbildauswertung lässt sich aber nur auf Gebiete an Land anwenden.

 

3.2 Suche und Entschärfung der Bomben unter Wasser

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Abbildung 4: Einsatzboot bei einem Tauchvorgang, mit einem Sauerstoffschlauch für die Taucher.

Die Suche der Munition unter Wasser ist deutlich schwieriger. Zum einen ist das Sichtfeld eingeschränkt, die Sauerstoffzufuhr kompliziert und aufgrund der „Faulheit“ der Fischer sind die dokumentierten Lageorte der Regierung verfälscht. Die Munition liegt also zum großen Teil nicht an den vorgeschriebenen Orten. Die Taucher werden durch einen Schlauch, der an Sauerstoffflaschen auf dem Boot angebracht ist, versorgt. Die Munition wird mit Metalldetektoren gesucht. Doch auch dies gestaltet sich schwierig, da die Bomben sich auch unter dem Sand des Meeresbodens befinden können. Wenn sie dann beispielsweise eine Mine gefunden haben, muss das Munitionsteil erst ausgegraben werden, darf sich dabei aber nicht bewegen, da die Bombe durch Erschütterungen explodieren kann. Nun muss der Zünder abgetastet werden, um festzustellen, ob es sich um einen chemisch-mechanischen Langzeitzünder oder einen Aufschlagzünder handelt.  Wenn es ein Aufschlagzünder ist, wird nur dieser entfernt. Bei dem chemisch-mechanischen Langzeitzünder hingegen wird der gesamte Gerätesteuerungsteil abgetrennt. Danach verzieht der Räumdienst die entschärfte Munition zu einem anderen Ort im Wasser, da der Sprengstoff nass bleiben muss. Bei Kontakt mit Sauerstoff würde dieser explodieren. Momentan entwickeln die Kampfmittelräumdienste ein Schiff, auf dem die Bomben sofort zerlegt werden können.

 

3.3 Bombensprengung unter Wasser

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Abbildung 5: Die rotzen Kreise zeigen die Pinger, der blaue Ring die Blasenwand und der grüne Punkt der Seehundvergrämer.

Zum Schutz der Tiere bei einer Sprengung von Bomben wird ein sogenannter Blasenring eingesetzt. Dieser besteht aus einem Seehundvergrämer, einer Blasenwand und mehreren Pingern. Der Seehundvergrämer und die Pinger senden Laute aus, um Tiere von dem Einsatzort fernzuhalten. Die Blasenwand ist ein Schlauch, der unter hohem Luftdruck steht. Der Schlauch hat kleine Löcher, aus denen Bläschen aufsteigen. Sie sollen die Druckwelle brechen. Kurz vor der Sprengung wird der Seehundvergrämer  aus dem Wasser geholt, da er direkt über der zu sprengenden Bombe schwimmt und bei der Detonation zerstört werden würde. In der Nordsee können die Minen bei Bedarf auf einer Sandbank gesprengt werden. Im Schlick kann sich eine Druckwelle, die durch eine Explosion entsteht, nicht so schnell ausbreiten. In der Ostsee ist die Sprengung auf Sandbänken nicht möglich, da die Gezeitenströmung nicht so ausgeprägt ist wie in der Nordsee. Deshalb werden in der Ostsee die Bomben nur im äußersten Notfall gesprengt.

 

3.4 Verkehrstrennungsgebiet Kieler Bucht

 

 

 

Wie oben schon erwähnt wird die entschärfte Munition in bestimmte Gebiete verlagert. Ein Beispiel dafür ist das Verkehrstrennungsgebiet in der Kieler Bucht. Das Verkehrstrennungsgebiet reguliert an Engpässen oder Kaps den Schiffverkehr. Ein temporäres Sperrgebiet ist nur vorrübergehend komplett für den Schiffsverkehr gesperrt, weil sich dort Bomben befinden können. Es kann jedoch nach einiger Zeit freigegeben werden. Von 2012 bis 2014 untersuchten sechs Taucher des Kampfmittelräumdienstes das Verkehrstrennungsgebiet in der Kieler Bucht. Innerhalb von zwei Jahren entschärften sie 40 Grundminen.

3.5 Munitionsdienst

 

Die vierte Abteilung ist der Munitionsdienst, der die Munition identifiziert, dokumentiert und zerlegt. Nach der Zerlegung wird der Sprengstoff gereinigt. Das bedeutet, dass der Sprengstoff von anderen Substanzen befreit wird. Die letzte Abteilung ist für die Sicherung von unvorhergesehenen Bomben auf Flughäfen und Bahnhöfen etc. zuständig. Sie nutzen dafür Fernroboter, die die Gegenstände auf Sprengstoff aus der Nähe untersuchen. [4]



http://www.schleswigholstein.de/UXO/DE/Service/PDF/Anhang/ac_blano_fortschritt2013__blob=publicationFile.pdf 06.01.2015 17:45-19:45 Uhr

 

Interview Kampmittelräumdinst 07.01.2015 15:00 Uhr